Circular Economy in der Textilwirtschaft

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Auf der IFAT 2024 hat mir Ramona Hempen von der Zero Waste Koordinierungsstelle der Stadt München im Rahmen einer Veranstaltung drei Fragen zum Thema Circular Economy in der Textilbranche gestellt. Und das sind die drei Fragen.

1) Warum ist Circular Economy für die Textilwirtschaft jetzt wichtig?

2) Welche Chancen können Unternehmen durch zirkuläres Handeln ergreifen?

3) Was können wir eigentlich als Konsument:innen bewirken?

Hintergrund: Ich berate mit circulatemore ein Münchner Textilunternehmen zum Thema Kreislaufwirtschaft. Das Projekt ist durch die Stadt gefördert und hat zum Ziel, ein Unternehmen aus der Textilwirtschaft in München mit einem unternehmensinternen Team zum Thema Circular Economy fit zu machen und Ansatzpunkte zu finden, Abfälle zu reduzieren bzw. Prinzipien der Kreislaufwirtschaft einzusetzen. Bis Ende 2024 soll mindestens eine Maßnahme im Unternehmen umgesetzt und möglichst weitere gestartet werden. Das Projekt führe ich mit den zwei wunderbaren Expertinnen Julia Kline und Janka Eckert durch, die ganz tief drin stecken im Thema nachhaltige Textiliebranche. Zusammen mit meiner Expertise zu den Businessmodellen in der Circular Economy, der Erfahrung in Projektleitung und Unternehmensberatung und dem Zugang zu Unternehmen aus der Region München ist das ein super fit, sozusagen. Das Projekt steht noch am Anfang, aber die drei Fragen, die konnte ich auf der IFAT-Bühne trotzdem beantworten. Die Zeit war fast zu kurz dafür, so viele Argumente gibt es da.

Die IFAT übrigens ist die Weltmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Rohstoffwirtschaft. Sie findet alle zwei Jahre im Mai in München statt und ist so was wie meine „Haus- und Hofmesse“. Auf der IFAT geht es, was den Abfallbereich angeht, viel um die (getrennte) Sammlung von Abfällen, um Sortierung und Recycling. Man bekommt viel Technologie präsentiert: moderne Sammelfahrzeuge mit Hybridantrieb, energiesparende Zerkleinerungsmaschinen, vollautomatischen Stofftrennungsanlagen, Schredder, Verdichter oder auch digitale Lösungen, um Abfallströme abzubilden - um mal ein paar aktuelle Beispiele zu nennen. Das erste Mal habe ich die IFAT 2005 besucht, damals hieß sie noch nicht Rohstoffwirtschaft mit Nachnamen sondern Recycling. Da hat sich die Terminologie zumindest schon geändert. Die Bewirtschaftung von Rohstoffen beinhaltet nämlich viel mehr als nur Recycling. In diesem Jahr sind auch andere Buzzwords aufgetaucht. Circular Economy z.B. oder Zero Waste. Auf den Podien waren die Themen auch am Rande vertreten. Dominant aber sind nach wie vor die klassischen Themen Sammeln – Trennen - Recyceln. Aussteller zu den Themen Abfallvermeidung, Zero Waste und Circular Economy gibt es wenige. Die Städte allerdings haben sich dieses Thema schon zu eigen gemacht. Stuttgart, Berlin und München z.B. haben ihre Lösungen zur Abfallvermeidung, zu Mehrweg, Second-Hand-Kaufhäuser, Bücherschränke usw. präsentiert und die Fahnen für das Thema hochgehalten. Und so hat eben auch die Stadt München eine Bühne auf der IFAT bespielt und mich eingeladen, Rede und Antwort zu stehen.

Das war jetzt doch eine etwas längere Hinleitung zu den eigentlichen Fragen – aber der Kontext ist jetzt sicher etwas klarer. Und hier jetzt meine Antworten zu den Fragen

Warum ist Circular Economy für die Textilwirtschaft jetzt wichtig?

Ich fange mal bei dem etwas drögen, aber wichtigem Thema Regulierung an. Werden Vorgaben in Wirtschaftsbereichen wie dem Bausektor, Elektrogeräte oder Verpackungen aktuell diskutiert, z.B. mit dem Recht auf Reparatur (R2R) oder Vorgaben zur Verpackungsreduzierung (PPWR), so werden andere ebenfalls hochrelevante Sektoren, wie Möbel oder Textilien bisher weder auf EU noch auf nationaler Ebene adressiert. Ein neuer Vorschlag in der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) zielt zumindest auf Retouren und nicht abverkaufte Produkte (Überproduktion); es soll demnächst verboten werden, diese zu vernichten.  

Umso wichtiger ist es, Unternehmen mit Argumenten zu überzeugen, warum sie jetzt in zirkuläre Geschäftsmodelle und Herstellungsprozesse investieren sollten. Und die Zahlen sprechen für sich: 

  • In den letzten 20 Jahren hat sich der Konsum von Bekleidung verdoppelt. Und das Produktionsvolumen steigt immer noch um fast 3 Prozent jährlich. [EMF, 2017]
  • Gleichzeitig sinken die Preise und die Nutzungszeit für Kleidung und pro Jahr kommen weltweit rund 150 Millionen Tonnen Textilmüll zusammen [WEF, 2021]. Das sind pro Sekunde eine LKW-Ladung [EU COM, 2022].
  • Textil- und Bekleidungsabfälle haben hierzulande binnen 10 Jahre um 70 % zugenommen. [DESTATIS, 2023]

Zwar hat sich der öffentliche Druck auf die Fast-Fashion-Industrie erhöht, vor allem nach dem dramatischen Unglück in einer Textilfabrik in Bangladesch vor 10 Jahren. Angemessene Arbeitsbedingungen bei der Produktion sind seitdem ein Thema. Von einer Kreislaufwirtschaft ist die Branche, allerdings wie kaum eine andere entfernt.

In Deutschland werden jährlich mehr als eine Million Tonnen Altkleider und gebrauchte Textilwaren gesammelt. Nur weniger als ein Drittel wird hierzulande als Secondhand-Ware weiterverkauft. Etwa eine halbe Million Tonnen wurden exportiert, vor allem in die Länder des globalen Südens. Das sind 5,5 kg pro Einwohner im Jahr. Im Jahr 2021 exportierten weltweit nur die USA mehr Alttextilien, China war auf Rang 3. [DESTATIS, 2023]

Viele dieser entsorgten und exportieren Kleidungsstücke haben nicht wirklich einen Marktwert. Sie sind defekt, verschmutzt oder für das örtliche Klima einfach ungeeignet. Deshalb können 30 bis 40 % vor Ort nicht verkauft werden, sondern werden entsorgt. Und das meist unsachgemäß. In der Atacama-Wüste in Chile z.B. kann man eine gigantischen Altkleiderfriedhof sogar aus dem Weltall sehen.

Ein paar Fakten zum Recycling von Alttextilien

  • Weniger als ein Prozent aller Kleidungsstücke werden aus recycelten Textilfasern neu hergestellt. [EMF, 2017]
  • PET-Flaschen zu Textilien zu recycelt ist dabei ein Trend, der für synthetische Fasern immer mehr genutzt wird. Allerdings: Die Fasern lösen sich, z.B. beim Waschvorgang ab und landen dann als Mikroplastik in der Umwelt. Es wurde festgestellt, dass gestrickte Stoffe aus recyceltem PET (R-PET) über zweimal mehr Fasern freisetzten als virgin Polyester, also solches welches direkt aus Erdöl produziert wird. [Ökzan, 2021].  
  • Textilien sind eine der größten Quelle für primäre Mikroplastikpartikel und machen rund ein Drittel der globalen Mikroplastikverschmutzung aus. [IUCN, 2017]. PET-Flaschen sollten zu PET-Flaschen recycelt oder gleich als wiederverwendbare Flasche konzipiert sein (Stichwort Mehrweg), sonst ist es ganz einfach von Downcycling.

Als letzter Punkt: Die Produktion von Textilien ist mit großem Einsatz von Chemikalien verbunden. Beim Bleichen, Färben und Imprägnieren beispielsweise werden Chemikalien eingesetzt, darunter auch solche die als krebserregend eingestuft werden, z.B. PFAs. Auch das ein Grund, die Textilwirtschaft kreislauffähiger aufzustellen.

Welche Chancen können Unternehmen durch zirkuläres Handeln ergreifen?

Neben den genannten Zahlen und Argumenten, die ein Handeln in der Textilwirtschaft einfach notwendig machen, birgt die Umsetzung von zirkulären Businessmodellen viele Chancen, Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Das gilt auch für die Textilwirtschaft. Die Chancen betreffen:

Risikominderung: Lieferketten regionalisieren und diversifizieren, regionale Kreisläufe schaffen, die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen reduzieren macht Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber externen Risiken wie z. B. Rohstoffknappheit oder Preisschwankungen und unterbrochene Lieferketten. Dass das nichts theoretisches ist, zeigen viele Ereignisse der letzten Jahre wie die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder regionale Überschwemmungen, die etablierte und vulnerable Lieferkette erschüttern können. Die Textilindustrie ist im großen Maße abhängig von volatilen Rohstoffpreisen und Produktionsstätten außerhalb von Europa.

Dekarbonisierung: Die Umsetzung von Circular Economy Ansätzen zahlt auf die Klimabilanzierung eines Unternehmens ein. Viele Unternehmen haben Klimaziele definiert, und wollen z.B. bis zum Jahr 2023 klimaneutral wirtschaften. Sie beginne dabei oft bei Scope 1 und 2, heißt sie schauen die Emissionen an, die direkt durch die Prozesse in den eigenen Betriebsstätten entstehen. Spätestens bei der Scope 3-Betrachtung kommt man beim Produkt an. Welche Emissionen verstecken sich bei der Produktion (wenn diese außerhalb der Betriebsgrenzen stattfindet), in der Nutzungsphase und bei der Entsorgung an. Bezogen auf die Textilbranche: Rund 60% des Potentials zur Reduzierung der CO2 Emissionen liegen im Herstellungsprozess, und davon fast Drei Viertel beim Färben und Veredeln [McKinsey, 2020].

Marktchancen: Mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltfragen und die Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen bieten sich für Unternehmen, die zirkuläres Handeln praktizieren, neue Marktchancen. Auch Investoren beziehen immer mehr Nachhaltigkeitskriterien in ihre Investitionsentscheidungen ein, und müssen dies laut EU-Taxonomie-Verordnung sogar tun. Auch wird es in Zukunft schwieriger sein, mit Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeitsaspekten zu werben, insofern, die nicht mit einer ehrlichen und erstgemeinten Unternehmenspolitik in Einklang stehen. Ehrliche Kommunikation (Green Claim Directive). Zirkuläres Handeln kann langfristig zu einer stabileren und nachhaltigeren Rentabilität führen, da Unternehmen weniger von volatilen Rohstoffpreisen und externen Umweltkosten betroffen sind. Die Reduzierung von Materialeinsatz und Abfällen kann darüber hinaus zu Kostenersparnissen führen.

Innovation: Die Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle erfordert innovative Lösungen. Unternehmen entwickeln neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien, um ihre Produkte und Prozesse kreislauffähig zu machen. Circular Economy kurbelt das Innovationsgeschehen im Unternehmen an. Man kann das mitverfolgen, bei Unternehmen, die sich schon seit längerem der Circular Economy verschrieben haben. Beispiele von solchen Unternehmen, sind z.B. Lorenz, ein Unternehmen aus Baden-Württemberg, dass Wasserzähler herstellt, die es mittlerweile nicht mehr verkauft sondern vermietet oder, aus dem Textilbereich, VAUDE – dort wird das Wissen zu nachhaltiger Wirtschafsweise in der Outdoor-Branche jetzt sogar über eine eigene Akademie geteilt.

Einmal angefangen mit der Circular Economy, bleiben viele Unternehmen dabei, entdecken immer neue Potentiale, Rohstoffe und Energie einzusparen und sind irgendwann Vorreiter in ihrer Branche

Was können wir als Konsument:innen bewirken?

Meine Lieblingsfrage! Kein Angebot ohne Nachfrage. Businessmodelle der Circular Economy können sich nur durchsetzen, wenn es auch einen Markt dafür gibt, spricht eine Nachfrage, sprich Konsument:innen, die das Angebot nutzen oder in vielen Fällen auch erstmal einfordern. Deshalb eins der ersten und meiner Meinung nach wichtigsten Einflussmöglichkeiten: Nachfragen! Nachfragen, ob es einen Reparaturservice gibt, eine Zertifizierung, ein Umweltsiegel, Standards in der Produktion. Und bezogen auf Kleidung: Nachschauen, was drin ist in der Klamotte, beachten (oder nachfragen!) wie man ein Kleidungsstück waschen und pflegen soll, damit es möglichst lange hält usw. Immer Nachfragen. Die Unternehmen nehmen solche Anfragen durchaus zur Kenntnis und reagieren auch darauf, wenn es eine kritische Masse gibt. Liegen 40% des Potentials die Klimaauswirkungen von Textilen zu reduzieren in der Materialherstellung (siehe oben), so sind es immer noch 20 % bei den Verbraucher:innen [McKinsey, 2020]. Mit folgenden Ansätzen kann jede Konsumentin und jeder Verbraucher beitragen, die Textilmüllberge zu reduzieren und Ressourcen zu sparen:

Bewusster Konsum & Vermeidung: Das größte Potential liegt natürlich in der Vermeidung, sprich: Weniger neue Kleidung kaufen! Wir können bewusster einkaufen und Produkte auswählen, die langlebig, reparierbar und möglichst zeitlos sind, anstatt Einwegprodukte bzw. das Pendant in der Textilwirtschaft – Fast Fashion - zu kaufen. Ein T-Shirt für 3 Euro spiegelt weder gerechte Löhne in der Produktion noch besonders langlebige Ausgangsmaterialen wider. Das geht für den Preis einfach nicht. Wir können Unternehmen unterstützen, die zirkuläre Geschäftsmodelle anwenden und Produkte herstellen, die umweltfreundlich und nachhaltig sind und z.B. bioabbaubare Stoffe und Naturfasern verwenden, auf nachhaltige Produktion setzen und sich das im Zweifelsfall auch attestieren lassen. Auf der neuen Platform trusted by flip z.B. gibt es Mode von Anbietern, die vorher mit 10 Nachhaltigkeitskriterien geprüft wurden. Das Oberkleidungsunternehmen Trigema, stellt eine Kollektionen nach dem Cradle to Cradle Prinzip her. Um mal zwei Beispiele zu nennen.

Waschen & Pflege: Richtiges waschen (z.B. nicht zu heiß), geeignetes Waschmittel (z.B. ohne Bleichmittel), richtiges Trocknen (z.B. an der Luft anstatt im Trockner) spart nicht nur Energie, sondern verlängert oft auch die Haltbarkeit von Textilien. Die Pflegeanleitung im Kleidungsstück deshalb besser beachten! Es gibt auch Unternehmen, die darüber hinaus Pflegeanleitungen an Kund:innen kommunizieren, um ihre Textilprodukte langlebiger zu machen (z.B. bei der Outdoorfirma Patagonia)

Reparieren & Ausbessern: Textilien gehen oft an den gleichen Stellen kaputt. So sind es oft die Reißverschlüsse, die irgendwann nicht mehr schließen, Gummis, die ausleiern oder Nähte, die reißen. Vieles davon kann man reparieren oder ausbessern. Entweder selbst, im lokalen Nähgeschäft/Änderungsschneiderei oder direkt bei der Herstellerfirma. Auch hier gilt: Schaden kommunizieren, nach Ersatzteilen (z.B. Reißverschluss oder Aufnäher in geeigneten Farben) fragen oder das Teil einschicken. Es gibt junge Unternehmen, die sich genau das zum Thema machen und die Rückführung von Produkten erleichtern, z.B. das Startup koorvi oder die Kommunikation von Teilen, die kaputt gehen, von den Kund:innen zum Unternehmen erleichtern sollen, z.B. das Startup Brakeable.

Wiederverwenden, Tauschen, Verschenken & Second-Hand: Bevor ein Teil in die Altkleidersammlung wandert, gibt es andere Wege, um eine Wiederverwendung wahrscheinlicher zu machen. Denn aus dem Altkleidercontainer wird nur ein geringer Anteil direkt und regional wiederverwendet. Ein großer Teil wird in Länder des globalen Südens exportiert oder zu schlechteren Qualitäten recycelt, z.B. zu Putzlappen. Kleidertauschparties, Flohmärkte und online-Portale werden immer beliebter. Verkaufen lassen sich hier allerdings eher hochwertigere Ware und Vintage-Klamotten sind ein echter Trend. Wem das alles zu aufwendig ist, dem bleibt noch das einfache Verschenken und Weitergeben. Das funktioniert z.B. bei Kinderbekleidung ausgesprochen gut. Auch hier gibt es viele junge Unternehmen, die das Thema Wiederverwenden, Tauschen und Secondhand als Businesscase neu entdecken, z.B. die Plattform tildi oder

Teilen und Mieten: Kann man sich eher bei anderen Produkten als bei Kleidung vorstellen (z.B. bei Werkzeug und Heimwerkerequipment), ist aber auch bei Textilien und Schuhen auf dem Vormarsch. So kann man sich bereits Turnschuhe mieten (bei On für ambitionierte Läufer:innen mit viel Verschleiß), für Baby- und Kinderbekleidung gibt es Mietservice (z.B. bei kindby oder amarill oder auch für Outdoorequipment z.B. bei Outdoorverleih).

Ordnungsgemäß entsorgen: Wenn gar nichts mehr bleibt oder die Textilien einfach nicht mehr weiterzuverwenden sind, weil sie tatsächlich verschlissen, ausgebleicht, beschmutzt oder beschädigt sind, dann gilt: Bitte den Weg zum Wertstoffhof oder Altkleidercontainer auf sich nehmen! Denn nur was dort landet, kann noch einer Verwertung zugeführt werden, bzw. kommt für recycling überhaupt in Frage. Einmal im Restmüll, sind die Textilien für jeden weiteren Entsorgungsweg ausgeschlossen. Sie werden dann zumeist verbrannt.

Der effizienteste Weg, um eine Netto-Reduzierung der globalen Emissionen in der Bekleidungsindustrie zu erreichen, besteht darin, dass der globale Norden insgesamt weniger Kleidung kauft und jedes einzelne Kleidungsstück öfter trägt.

Fazit

Der europäische Textilverbrauch ist nach der Lebensmittelerzeugung, dem Wohnen und der Mobilität die viertgrößte Ursache von Umweltbelastung und Klimawandel [EU COM, 2022]. Die Produktion von Textilien verbraucht Ressourcen, Energie und Materialien. In einer Jeans z.B. allein stecken ca. 10.000 Liter Wasser [Waterfootprint, 2023]. Bekleidung hat all zu oft eine kurze Lebensdauer, noch voll nutzbare Kleidungsstücke werden weggeschmissen, die Recyclingraten sind nach wie vor sehr gering und ein großer Teil der Textilabfälle wird im Ausland unsachgemäß entsorgt. Die Circular Economy bietet hier vielfältige Ansätze, um den negativen Impact auf Umwelt und Klima zu reduzieren. Angefangen bei Design und Materialauswahl, aber auch in den Geschäftsmodellen, Headquarters und bei Logistik und Verpackungen kann der Ressourceneinsatz nachhaltig reduziert werden. Design, Brand und Vertrieb werden oft von hier aus organisiert und die Unternehmen haben großen Einfluss. Produktion von Materialien und den Textilien selbst erfolgen oft im Ausland, z.B. in der Türkei oder in Asien. Aber auch hier können hiesige Unternehmen Einfluss auf Produktionsprozesse nehmen, z.B. indem sie auf Zertifizierung setzen oder Kriterien bestimmen, die Produktionsstätten dann umsetzen müssen. Die Ansatzpunkte sind vielfältig und können in einem Unternehmen erarbeitet werden. Am Besten mit einem internen Team, das die verschiedenen Abteilungen und Prozess abbildet, angebunden an eine längerfristige Klima-, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstrategie.

Wir haben diesen Prozess mit einem Münchner Unternehmen gestartet und sind jetzt schon ganz erstaunt, was alles für Ideen auf den Tisch kommen. Wir sind ganz gespannt auf die Umsetzungsphase und Ergebnisse bis Ende 2024

Quellen

DESTATIS, 2023 Statistisches Bundesamt. Pressemitteilung Nr. N019 vom 22. März 2023.

EMF, 2017 Ellen MacArthur Foundation, A new textiles economy: Redesigning fashion’s future.

EU COM, 2022 Nachhaltige und kreislauffähige Textilien bis 2030

IUCN, 2017 International Union for Conservation of Nature. Primary microplastics in the oceans.

McKinsey, 2020 McKinsey & Company & Global Fashion Agenda,Fashion on climate. How the fashion industry can urgently act to reduce it's greenhouse gas emissions 

Ökzan, 2021 Ökzan, Ilkan & Gündoğdu, Sedat, Investigation on the microfiber release under controlled washings from the knitted fabrics produced by recycled and virgin polyester yarns, The Journal of the Textile Institute, Volume 112, Pages 264-272

Waterfootprint, 2023 https://www.waterfootprint.org/

WEF, 2021 World Economic Forum. 7 surprising facts to know about the circular economy for COP26. 27.10.2021.

Alle abgerufen am 10. Juni 2024.

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